Grundsätzlich ist in den meisten Startups das Motto „Alle für einen, einer für alle“ sehr lebendig – immerhin arbeiten alle gemeinsam daran, dass das Unternehmen profitabel wird/bleibt und so ihre berufliche Zukunft gesichert ist. Wenn du Interesse an einem Einstiegsjob in der Startup-Szene hast, solltest du im Idealfall schon ein wenig Praxisluft geschnuppert haben, um deine Chancen zu erhöhen. Ansonsten kann es sein, dass du überfordert bist, wenn du ins kalte Wasser geschmissen wirst und plötzlich sehr viel in Eigenregie schaffen musst.
In erster Linie braucht ein Gründerteam nicht nur jemanden, der „Bock auf die Sache hat“, sondern vor allem auch was drauf hat. Gute Abschlussnoten und große Namen im Lebenslauf zählen hier weniger als Leistung. Jemanden, der auf seinen Aufgabenbereich pocht und alles „Unprofessionelle“ ignoriert, kann kein Startup gebrauchen. Du solltest also kein Problem damit haben, dir auch mal die Hände schmutzig zu machen und mit aufzuräumen, wenn z.B. ein wichtiger Kunde vor der Tür steht.
Wer in einem Startup arbeiten möchte, muss sich darüber im Klaren sein, dass es hier noch keine gefestigten Strukturen gibt. Du wirst schnell feststellen müssen, ob du mit dieser Art von Freiraum im Arbeitsleben klar kommst. Denn trotz der vielen Freiheiten musst du ein hohes Pensum schaffen, was dir viel Disziplin und Professionalität abverlangt. Es wird meist niemanden geben, der dich an die Hand nimmt und dir alles zeigt. Eigeninitiative und die Fähigkeit, dich autodidaktisch weiterzubilden, solltest du also auf jeden Fall mitbringen. Da Startups meist nur wenige Mitarbeiter haben, zählt jeder Einzelne und seine erbrachte Leistung doppelt. Du solltest dir selbst also eine steile Lernkurve zutrauen.
Stellenprofile in einem Startup sind nicht mit Stellen in einem Großunternehmen zu vergleichen. Du wirst zwangsweise auch mal andere Aufgaben übernehmen als in der Stellenanzeige und deiner eigentlichen Berufsbeschreibung angegeben und dich nicht so stark spezialisieren können. Wenn du dich also ganz klar auf einen Bereich spezialisieren möchtest, solltest du eher eine andere Unternehmensform wählen – denn es kann gut sein, dass du als Programmierer im Startup auch mal den Systemadministrator mimen musst oder im Marketing Angebote für den Vertrieb schreiben musst.
Flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege machen das Arbeiten in einem Startup aus. Du wirst dich häufig direkt mit der Geschäftsführung auseinandersetzen und die nächsten Arbeitsschritte sowie deine Vorstellungen besprechen. Der große Vorteil ist, dass du schneller als in allen anderen Unternehmensformen eine hohe Position einnehmen kannst, wenn alles gut läuft. Die meisten Gründer werden deinen Einsatz zu schätzen wissen – immerhin warst du von Anfang an am Unternehmenserfolg beteiligt. Schnelle Führungserfahrung bedeutet aber auch schnell viel Druck, dem man gewachsen sein muss. Gerade als Berufseinsteiger solltest du ehrlich zu dir selbst sein, wenn es darum geht, ob du bereit bist, so viel Verantwortung zu schultern und übertrieben gesagt, direkt über Erfolg und Misserfolg eines Unternehmens zu entscheiden.
In vielen Startups herrscht außerdem eine „always on“-Mentalität. Will heißen, dass du zur Not auch mal im Feierabend angerufen wirst, weil nur du über ein bestimmtes Thema Bescheid weißt und etwas klären musst. Bei den Arbeitszeiten zu pauschalisieren ist allerdings schwer: Es gibt Startups, die lieber klein bleiben und langsam wachsen, und welche, die ganz schnell hoch hinaus wollen. Meist sind bei letzteren lange Arbeitszeiten und Überstunden die Regel, aber es gibt auch Startups, die auf eine ausgewogene Work-Life-Balance setzen.
In Sachen Gehalt lässt sich aber eine allgemeingültige Aussage treffen: Zu Beginn wird es nicht so rosig aussehen wie bei mittelständischen Unternehmen und Großkonzernen. Das Geld will ja erst verdient werden, deswegen solltest du von allzu hohen Gehaltsforderungen Abstand nehmen. Wenn du aber an die Idee glaubst, dann kannst du dir sicher sein, dass mit der Zeit auch mehr auf deinem Konto landet, wenn der Umsatz steigt.
Der ganz große Vorteil für Startups ist neben dem eigenverantwortlichen Arbeiten – und der damit empfundenen Sinnhaftigkeit der eigenen Tätigkeit – die Arbeitsatmosphäre. Gerade im Onlinebereich tummeln sich junge Leute und ehemalige Studenten in den Büroräumen im gleichen Alter. Das Zusammengehörigkeitsgefühl führt häufig auch zu gemeinsamen Aktivitäten nach Feierabend, angefangen von „zusammen was trinken gehen“ bis zu Sportevents.