Ratgeber für Absolventen & Berufseinsteiger
Zweites Vorstellungsgespräch: Die Chancen nutzen
Wird dir nach dem ersten ein zweites Vorstellungsgespräch
angeboten, bist du für diesen Arbeitgeber in der engeren Auswahl. Das bedeutet,
du hast beim ersten Termin überzeugt – herzlichen Glückwunsch! Aber du solltest
dich jetzt nicht auf deinen Lorbeeren ausruhen. Zu viel hängt vom zweiten
Gespräch an. Außer dir werden wahrscheinlich nur noch ein bis drei andere
Bewerber ein weiteres Mal eingeladen. Jetzt musst du also noch einmal ganz
deutlich zeigen, was in dir steckt. Und als Vorbereitung solltest du die
Stellenanzeige sowie deinen Lebenslauf und deine Notizen noch einmal ganz genau
betrachten.
Hatten wir das nicht
schon?
Möglicherweise fühlst du dich zu Beginn des Gesprächs erst einmal wie in „Und täglich grüßt das Murmeltier“ - oft werden dieselben Fragen wie im ersten Vorstellungsgespräch noch einmal gestellt. Zu Teilen geschieht dies für die Personen, die beim ersten Gespräch nicht anwesend waren: Das kann der Abteilungsleiter sein, jemand aus dem Management oder auch ein Kollege, mit dem du eng zusammenarbeiten müsstest. Zu Teilen wird auch überprüft, ob deine Antworten nicht etwa inhaltlich von dem abweichen, was du beim ersten Mal erzählt hast. Daher ist es gut, wenn du das erste Gespräch noch deutlich im Kopf und vor allem auch die Wahrheit gesagt hast: Ein zweites Vorstellungsgespräch deckt kleine Flunkereien leicht auf.

Noch einmal zu dir...
Mit großer Wahrscheinlichkeit sollst du auch zu deiner Person noch ein paar Worte sagen. Richte dich dabei an alle Anwesenden, blicke sie nacheinander an. Ein zweites Vorstellungsgespräch ist dafür da, nochmals deine Qualifikationen, aber vor allem auch dein Wesen zu beurteilen: Stimmten deine Angaben, passten deine Fähigkeiten wirklich zu der Stelle – und wirst auch du ins Unternehmen passen? Streiche noch einmal alle die Punkte heraus, die dich für den Job besonders qualifizieren, und verweise auf deine persönlichen Interessen, die gut zu dieser Stelle passen. Halte keinen langen Monolog, sondern fass dich kurz und sei präzise.
Warum dieses Unternehmen, warum du?
Das zweite Vorstellungsgespräch kann unter Umständen auch so
weitergehen wie das erste: Noch einmal solltest du alle Gründe nennen, warum du
gerade dieses Unternehmen ausgewählt hast. Richtig gut vorbereitet bist du,
wenn du ein paar Vorzüge im Gegensatz zu einigen großen Konkurrenten in der
Branche nennen kannst. Aber beschränke dich hierbei auf Punkte, die man
überprüfen kann – Hörensagen kommt nicht besonders gut an.
Warum sollte diese Gruppe Menschen, die da vor dir sitzt, sich für dich entscheiden und nicht für deine Mitbewerber in der engeren Auswahl? Ein zweites Vorstellungsgespräch ist eine Überzeugungsrunde. Zeige auf, inwiefern sich deine bisherige Tätigkeit mit der neuen Aufgabe überschneidet, zähl zwei oder drei konkrete Erfolge auf: Hast du einmal ein Projekt mit Bravour abgeschlossen oder deinem Arbeitgeber Ersparnisse beschert? Bring diese Punkte zur Sprache. Auch deine Soft Skills müssen jetzt auf den Tisch: Bist du ein guter Mediator, Motivator oder Trainer? Dann sag das auch.
Wie wird sich dieses Unternehmen weiterentwickeln?
Gerade, wenn du eine höhere Position anstrebst, kann ein zweites Vorstellungsgespräch spannende Fragen beinhalten. Daher solltest du die Website des Unternehmens im Schlaf herbeten können und dich über alle aktuellen Entwicklungen schlau gelesen haben. So kannst du auch Fragen, die die Unternehmenszukunft betreffen, gelassen beantworten. Zeige ruhig, wenn du eine geplante Entwicklung für besonders spannend hältst: Wenn deine Gesprächspartner sehen, dass du reges Interesse hast und überlegst, wie du dich einbringen kannst, steigen deine Chancen.
Smarte Smarties und deine Schwächen – cool bleiben!
Manch ein Bewerber bereitet sich so gründlich wie möglich
auf das zweite Vorstellungsgespräch vor und weiß alles über das Unternehmen,
und dann kommen gänzlich andere Fragen. „Wie viele Smarties passen in einen
Smart?“ etwa ist sehr beliebt. Lass dich nicht aus dem Konzept bringen. Hier
wollen deine Gesprächspartner sehen, ob du imstande bist, auf unerwartete
Problemstellungen praktisch zu reagieren. Du musst keine richtige Antwort
geben. Denke nur laut über den einfachsten Lösungsweg dieses Problems nach. In
diesem Falle müsstest du das Volumen eines Smarts und eines Smarties kennen, um
die Antwort näherungsweise berechnen zu können.
Vielleicht versucht aber auch einer der Gesprächspartner im zweiten Vorstellungsgespräch, dich mit einer Frage zu deinen Schwächen aus dem Konzept zu bringen. Besonders entmutigend ist die Frage „Wo sehen Sie in dem neuen Aufgabenfeld Ihre Schwächen?“ Reagiere hier auf keinen Fall patzig, sondern denke an das zurück, was du im ersten Vorstellungsgespräch gesagt hast. Widersprich dir nicht selbst, das sieht schlecht aus. Und achte auf deine Formulierung: Sprich nicht von Dingen, die du als Problem betrachtest, sondern erkläre, dass eine bestimmte Situation für dich eine Herausforderung sein könnte.
Wichtig in der Erinnerung
Ehe du zum zweiten Vorstellungsgespräch erscheinst, hast du das erste noch einmal genau Revue passieren lassen. Du weißt, auf welche Aspekte dein Gesprächspartner zu diesem Zeitpunkt besonders eingegangen ist und wo er die Schwerpunkte der Stellenanzeige gesehen hatte. Über genau diese Punkte solltest du dich eingehend informiert haben, sodass du bei den Antworten auf die Fragen punktgenau darauf eingehen kannst. Mache klar, dass diese Themen auch für dich von großer Relevanz sind. Sitz bei dem Gespräch nicht stocksteif da, sondern gib dich lebendig. Du kannst auch gestikulieren, um Wichtiges zu unterstreichen. Fass dir aber nicht ins Gesicht, das wirkt unsicher und kann auf eine Unwahrheit hindeuten.
Es geht immer nur ums Geld
Das ist überspitzt ausgedrückt – aber tatsächlich wird die Geldfrage hier mit großer Sicherheit angeschnitten. Wurdest du nicht schon im ersten Gespräch nach deinen Gehaltsvorstellungen gefragt, so kommt die Frage spätestens am Ende des zweiten Vorstellungsgesprächs. Du solltest die Zahl wissen, die du nennen möchtest: Sie ist näherungsweise der Durchschnitt dessen, was Angestellte in deiner Branche und Gegend mit deinen Qualifikationen und Erfahrungen verdienen. Im Idealfall setzt du ein bisschen höher an, sodass deine Gesprächspartner noch handeln können. Auf keinen Fall solltest du von deinen finanziellen Verpflichtungen zu sprechen beginnen, wenn es um Gehaltsverhandlungen geht. Liegt das Gehalt etwas unter der Summe, mit der du heimlich gerechnet hast, kann sich das durch Urlaubstage, die Möglichkeit zum Home Office oder Prämien ausgleichen. Frage nach diesen Dingen und überlege, ob du mit dem Ergebnis leben kannst.