Ratgeber für Absolventen & Berufseinsteiger
Vorstellungsgespräch auf Englisch: Better be prepared!
Bevor du leichtfertig deine ‘hervorragenden
Englischkenntnisse‘ in den Lebenslauf schreibst, solltest du dir genau ansehen,
wo du dich bewirbst. Denn immer häufiger werden Sprachkenntnisse nicht mehr nur
als schmückendes Beiwerk in einer Bewerbung verstanden, sondern sind Grundvoraussetzung,
um für eine Stelle ausgewählt zu werden. In unserer globalisierten
Wirtschaftswelt ist es längst üblich, dass nicht nur Großkonzerne von ihren
Bewerbern erwarten, dass diese sich mit Kollegen weltweit verständigen können. Auch
kleine und mittelständische Betriebe verkaufen ihre Produkte und
Dienstleistungen rund um den Globus und halten nach Nachwuchskräften Ausschau,
die fachlich was drauf haben und sich zudem vor internationalen Kunden
entsprechend präsentieren können.
Inwiefern Englischkenntnisse von Bedeutung sind, kannst du bereits am Unternehmen selbst erkennen. Handelt es sich um ein international agierendes Unternehmen oder um eine Tochterfirma eines amerikanischen Konzerns, kannst du davon ausgehen, dass sehr gutes Englisch nicht nur theoretisch erwartet wird, sondern Bewerber im Auswahlprozess auch in dieser Richtung auf die Probe gestellt werden. Schau dir zudem die Stellenausschreibung genau an: Wird explizit ’fließendes’ oder gar ’verhandlungssicheres’ Englisch vorausgesetzt, kannst du davon ausgehen, dass mindestens ein Teil deines Vorstellungsgesprächs auf Englisch ablaufen wird.

Vorbereitung: Und jetzt das Ganze nochmal auf Englisch
Unabhängig davon, ob du seit dem Abi kein einziges Wort Englisch mehr gesprochen hast oder du regelmäßig mit deinen Kumpels von der Insel im Irish Pub zusammensitzt: Ohne die richtige Vorbereitung werden auch geübte Sprecher bei einem Vorstellungsgespräch auf Englisch an ihre Grenzen stoßen.
Mit ein bisschen Zeit kannst du dich jedoch in vier Schritten so vorbereiten, dass dir vor dem Job-Interview nicht bange sein muss.
1. Anschreiben und Lebenslauf übersetzen
Nimm dir deine Bewerbung noch einmal vor und übersetze sowohl das Anschreiben als auch deinen Lebenslauf ins Englische. Dabei lernst du nicht nur einige wichtige Vokabeln für das anstehende Vorstellungsgespräch auf Englisch, sondern bekommst auch ein Gefühl dafür, wie sich dein Werdegang in der anderen Sprache „anfühlt“. Schließlich willst du beim Bewerbungsgespräch nicht wie ein Roboter die auswendig gelernten Fakten runterbeten, sondern deinem Gegenüber vermitteln, dass du genau weißt, wovon du sprichst und dich – so selbstverständlich es klingen mag – in deinem Lebenslauf „zu Hause fühlst“.
2. Die Unternehmens-Webseite: Gibt’s auch in Rot-Weiß-Blau
Bevor du deine Bewerbung abgeschickt hast, hast du dich sicherlich intensiv mit dem Internetauftritt deines potentiellen neuen Arbeitgebers beschäftigt – auf Deutsch. Doch könntest du das, was du vom Unternehmen weißt, auch 1:1 auf Englisch widergeben? Wenn das nicht der Fall ist, empfiehlt es sich, dir die Seite noch einmal genauso intensiv in ihrer englischen Version anzusehen und dir entsprechende Notizen als Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch auf Englisch zu machen.
3. Fachwörter: How do you say „Lötkolben“ again?
Wenn du in deinem bisherigen Arbeitsleben noch nicht in einem internationalen Umfeld tätig warst, wirst du wahrscheinlich nicht auf Anhieb wissen, wie die Fachbegriffe, mit denen du täglich zu tun hast, auf Englisch heißen. Im Vorstellungsgespräch solltest du sie jedoch abrufbereit haben. Daher nimm dir im Vorfeld unbedingt ein Fachlexikon zur Hand, schreibe die wichtigsten Begriffe in eine Liste und fange wie in guten alten Schulzeiten an, deine neuen Vokabeln zu lernen.
4. Schatz, heute sprechen wir Englisch
Reines Auswendiglernen führt nicht selten dazu, dass man sich im realen Vorstellungsgespräch auf Englisch verkrampft und nicht flexibel auf die Fragen des Gegenübers reagieren kann. Daher ist es wichtig, dass du dich in der anderen Sprache wohl fühlst und sie dir ein Stück weit ins Blut übergeht. Um diesen Effekt zu erreichen, hilft es, schon eine Woche vor dem Gespräch für eine oder zwei Stunden täglich in den Englisch-Modus zu wechseln und etwa mit einem Freund oder der Mitbewohnerin ausschließlich in der Fremdsprache zu kommunizieren. Voraussetzung ist natürlich, dass der Gesprächspartner die Sprache selbst gut beherrscht. Bestenfalls spielt er sogar den Interviewer und geht mögliche Fragen, die im Vorstellungsgespräch auf Englisch kommen könnten, mit dir durch.
Wenn kein Englisch-affiner Partner zur Verfügung steht, hilft es auch, sich Filme oder Serien auf Englisch anzusehen, um so ein Gefühl für die Sprache zu bekommen. Allzu umgangssprachliche Ausdrücke solltest du dir dabei aber lieber nicht von den Akteuren auf dem Bildschirm abgucken.
Das Vorstellungsgespräch selbst: And how are you so?
Der große Tag des Bewerbungsgesprächs ist gekommen. Mit einer guten Vorbereitung hast du in jedem Fall eine solide Basis gelegt. Aber auch im Gespräch selbst lauert das ein oder andere Fettnäpfchen, das zu umschiffen in Bezug auf deine Jobchancen empfehlenswert wäre.
1. Wie es dir geht? Gut natürlich!
Die Begrüßungsformel „How are you?“ ist im Vorstellungsgespräch auf Englisch eine Standardfloskel und sollte auf keinen Fall wörtlich als „Wie geht es Ihnen?“ verstanden werden. Sprich: Du solltest auf diese Frage nicht mit einem Einblick in deine Gefühlswelt antworten. Mit einem kurzen „Good, thanks. How are you?“ ist alles gesagt.
2. Die Sache mit dem Akzent
Gerade Bewerber, die sich sehr sicher auf dem englischsprachigen Parkett bewegen, neigen bisweilen dazu, ihre sprachlichen Fähigkeiten mit einem schicken englischen oder coolen amerikanischen Akzent garnieren zu wollen. Natürlich hört der „echte“ Brite oder Amerikaner sofort, dass da jemand etwas zu sein versucht, was er nicht ist. Schlimmstenfalls leidet sogar die Verständlichkeit. Hier gilt: Ein solides Englisch mit einem deutschen Akzent ist charmanter als ein übertrieben bemühtes Ringen um einen möglichst „originalen“ Akzent.
3. Die Präsentation: Du bist großartig!
Der Stil eines Vorstellungsgespräches auf Englisch hängt auch davon ab, ob du dich bei einem amerikanischen oder bei einem britischen Unternehmen beworben hast. Beiden gemeinsam ist, dass hier weniger Wert auf Noten und hochtrabend klingende Titel und Jobbezeichnungen in deinem Werdegang gelegt wird. Was zählt, ist was du tatsächlich geleistet und wie du eine Position inhaltlich ausgefüllt hast. Gerade bei amerikanischen Unternehmen darfst du dich da zur Abwechslung mal richtig selbst feiern und betonen, wie großartig du bist. Ein selbstbewusstes Auftreten und Herausstellen der eigenen Verdienste ist hier gern gesehen.
Bei britischen Unternehmen ist dagegen etwas mehr Zurückhaltung angebracht. Zwar geht es natürlich auch bei ihnen darum, deine Stärken und bisherigen Erfolge deutlich zu machen. Hier darf aber ruhig auch mal der Verweis auf die Teamleistung fallen.
Du siehst also: Mit ein bisschen Vorbereitung und Übung, verliert auch das Vorstellungsgespräch auf Englisch seinen Schrecken und kann sogar richtig Spaß machen. In diesem Sinne: Good luck!