Ratgeber für Absolventen & Berufseinsteiger
Fragen stellen im Vorstellungsgespräch: Beweise dein Interesse!
Es ist geschafft: Deine Bewerbung hat den Verantwortlichen in deinem Wunschunternehmen gut gefallen und sie haben dich zu einem Gespräch eingeladen. Zur sorgfältigen Vorbereitung zählt jetzt nicht nur, dass du dir alle Antworten auf etwaige Fragen deiner Gesprächspartner zurechtlegst. Du solltest auch selbst Fragen stellen im Vorstellungsgespräch. Das zeigt, dass du wirkliches Interesse an diesem Unternehmen und deiner eventuellen baldigen Tätigkeit hast. Außerdem ist es auch für dich selbst wichtig, so viel wie möglich über die Firma und die Arbeitsweise zu erfahren, damit du dich schnell eingewöhnen kannst. Aber Vorsicht, nicht jede Frage hilft dir auf dem Weg zum Tramjob weiter: Pass auf, dass du nicht in ein Fettnäpfchen trittst.
Ein weites Feld, neu zu beackern
Ein neuer Job bringt immer neue Aufgaben mit sich, über die du im Vorfeld genau Bescheid wissen solltest. Möglicherweise hat die Stellenbeschreibung in der Anzeige etwas ganz anderes versprochen als das, was du im persönlichen Gespräch erfährst. Daher nutze das Vorstellungsgespräch, wenn du bestimmte Fragen stellen möchtest. Geh von dem aus, was du in der Stellenanzeige gelesen hast, und bitte um eine Vertiefung der Informationen.
Gerade englische Stellentitel wie beispielsweise „Content
Manager“ werden von Unternehmen höchst unterschiedlich ausgelegt. Bitte um
Erläuterungen der Aufgabenfelder, formuliere dabei aber nicht zu schwammig.
Frag lieber nicht, was ein Content Manager denn so alles macht, sondern eher,
wo die Schwerpunkte der Aufgaben liegen, die du übernehmen sollst: Geht es eher
um redaktionelle Arbeit oder um die Pflege von Websites bestimmter Kunden? So
kannst du gleich zu Beginn in Erfahrung bringen, ob das Hauptaugenmerk der
Verantwortlichen auf bestimmten Teilbereichen der Aufgaben liegt und mit
welchen Fähigkeiten du punkten kannst.

Teamplayer – aber bitte nicht blind
In den meisten Unternehmen wird auf Teamarbeit gesetzt. Dazu solltest du im Vorstellungsgespräch einige Fragen stellen: Wirst du mit Kollegen zusammenarbeiten? Wer nimmt deine Arbeit ab und gibt dir Feedback? Inwiefern wirst du eigenverantwortlich handeln? Gibt es jemanden, der dir zu Beginn alles zeigt, dich einarbeitet, oder wirst du direkt in dein Team gesetzt und lernst quasi beim Arbeiten alle wichtigen Feinheiten für die neue Aufgabe?
Auch die Verteilung der Arbeit kann wichtig sein. Gibt es
verschiedene kurze Projekte, die abgearbeitet werden, oder sind es eher
langfristige Aufträge? Wie werden Aufgaben priorisiert und Aufgabengebiete
vergeben? Du kannst im Vorstellungsgespräch diese und ähnliche Fragen stellen,
damit du dir ein Bild von der Arbeitsweise mit den Kollegen machen kannst – und
ganz nebenher erfahren deine Gesprächspartner, dass du dir tiefer gehende
Gedanken um den Job gemacht hast.
Natürlich bist du Fachmann/-frau
In den Stellenanzeigen werden die gewünschten fachlichen Qualifikationen genannt. Meist sind diese aber sehr allgemein gehalten, daher solltest du im Bewerbungsgespräch Fragen stellen, durch die du sowohl deine Fähigkeiten verdeutlichen als auch nähere Angaben bekommen kannst. Wenn es beispielsweise um deine Software-Fähigkeiten geht, verweist du auf das, was du kannst, und fragst, ob das ausreicht. Ob es eventuell kurze Crashkurse gibt, wenn du etwas noch nicht beherrschst oder ob du bestimmte Dinge noch vor Stellenbeginn aneignen solltest. Bei Fremdsprachen wiederum kannst du erklären, dass du fließend, aber nicht vertragssicher sprichst, wenn das der Wahrheit entspricht. Einerseits erfährst du so, was du wissen möchtest, während du andererseits deine Qualifikationen darlegst.
Der noch unbekannte Alltag
Wenn du diesen Job bekommst, wirst du einen Großteil deines Alltags hier verbringen. Grund genug, um dazu im Vorstellungsgespräch einige Fragen zu stellen. Wie sieht der Arbeitsablauf aus? Welche Arbeitsgeräte werden dir gestellt? Gibt es regelmäßige Meetings, um die Mitarbeiter auf den neuesten Stand zu bringen? Was für Pausenzeiten sind üblich, und gibt hier vielleicht unter den Kollegen eine gewisse Routine, was zum Beispiel das Mittagessen betrifft? Was für Büroräume oder Arbeitsbereiche gibt es, und mit wie vielen Menschen arbeitest du in einem Raum? Werden zwischenzeitlich bei bestimmten Projekten Überstunden nötig, die dann an anderer Stelle wieder eingespart werden können? Du kannst im Vorstellungsgespräch diese und weitere Fragen stellen, um dir ein Bild vom Arbeitsalltag zu machen und herauszufinden, wie flexibel du sein musst. Nach Urlaubsregelungen solltest du allerdings lieber nicht direkt fragen – wer noch vor dem Einstieg an die freie Zeit denkt, macht meistens einen nicht so guten Eindruck.
Und selbst so?
Du hast dich im Internet schlau gemacht, ehe du die Bewerbung geschrieben hast. Auf der Website des Unternehmens standen viele wichtige Informationen, und auch aus Pressemitteilungen und Artikeln hast du so einiges erfahren. Im Vorstellungsgespräch kannst du die Fragen stellen, die dir bei der Lektüre gekommen sind. Es gibt Expansionspläne – sind die schon konkret? Haben sie mit dem Ausland zu tun? Es wurde von namhaften Kunden gesprochen, wer gehört denn so dazu? Mit welchen anderen Unternehmen wird kooperiert? Aber Achtung: Keinesfalls solltest du Fragen stellen, die du dir mit einem Klick selbst hättest beantworten können. Das zeigt, dass deine Recherche ungenau war und hinterlässt einen schlechten Eindruck. Daher solltest du dir beim Stöbern im Netz einen Notizblock bereitlegen, um die wichtigsten Punkte aufschreiben zu können und die weiterführende Frage für das Vorstellungsgespräch zu formulieren.
Luft nach oben
Wenn du in deinem Beruf Karriere machen willst, kannst du im Vorstellungsgespräch zu den Aufstiegschancen im Unternehmen Fragen stellen. Gibt es Mitarbeiter auf der Führungsebene, die in diesem Unternehmen klein anfangen und sich hochgearbeitet haben? Wird es gern gesehen, dass Angestellte sich weiterbilden, um eine höhere Position zu erreichen? Werden Fortbildungen oder Kurse für die Mitarbeiter angeboten? Gibt es regelmäßige Mitarbeitergespräche und Feedback, damit die Angestellten ihre Arbeitsweise optimieren können? Durch solche Fragen signalisierst du deinen Ehrgeiz und deinen Arbeitswillen.
Wird allerdings schon zu Beginn klar, dass wenig bis gar
keine Aufstiegschancen gegeben sind, solltest du nicht alle diese Fragen
stellen – insistierst du zu stark, könnte es sein, dass man dich für einen
Ehrgeizling hält, der nicht recht in die Unternehmensstruktur passen würde.
Vielleicht entscheidest du dich deshalb später aus freien Stücken gegen die
Firma, aber eventuell möchtest du sie auch als Sprungbrett nutzen. Daher kann
es clever sein, wenn du dir im Vorstellungsgespräch nicht zu tief in die Karten
schauen lässt.
Freizeit und Geld
Im Normalfall sprechen die Personaler die Gehalts- und Urlaubsfrage an. Tun sie das nicht, solltest auch besser du keine entsprechenden Fragen stellen: Sie sind noch unentschlossen und wollen dich nicht so weit einweihen. Behalte dir im Kopf die Möglichkeit der Absage vor, wenn sie später Konditionen nennen, mit denen du nicht einverstanden bist.