Ratgeber für Absolventen & Berufseinsteiger
Was macht ein gutes Motivationsschreiben aus?
Es wird immer beliebter, zur Standardbewerbung ein Motivationsschreiben beizufügen. Viele Unternehmen verlangen in Ihren Stellenanzeigen sogar explizit danach. Dieses hat in der Mappe den Platz der dritten Seite inne, liegt also hinter dem Anschreiben und dem Lebenslauf. Gerade für Berufsanfänger kann es manchmal schwierig sein, genügend spannende Informationen zusammenzutragen, um eine weitere Seite zu füllen. Aber „gewünscht ist gewünscht“: Fällt es dir schwer, genügend Inhalte zu finden, solltest du gegebenenfalls das Anschreiben etwas kürzen. Achtung bei Stellenanzeigen aus Frankreich und der deutschsprachigen Schweiz: Hier ist mit „Motivationsschreiben“ schlicht das Bewerbungsanschreiben gemeint.
Kurz und eindrucksvoll
Wie auch schon im Anschreiben gilt hier: Fasse dich kurz und formuliere prägnant. Du kannst als Blickfänger einige aussagekräftige Überschriften einfügen, die den Personaler neugierig machen. „Warum gerade ich?“ oder „Was mir wichtig ist“ wecken zum Beispiel das Interesse. Erkläre, warum gerade du für die Firma einen Mehrwert darstellen wirst. Ziehe Parallelen zwischen deiner persönlichen und der Firmenphilosophie. Aber Achtung: Gerate nicht ins Schwafeln. Niemand möchte deine Lebensgeschichte wissen. Mehr als eine Seite sollte ein Motivationsschreiben nicht umfassen, sonst ist es zu langatmig und weist mit großer Wahrscheinlichkeit Wiederholungen aus dem Anschreiben auf.

Bescheidenheit ist eine Zier...
Du hast bei deinem letzten Praktikum ein Projekt erfolgreich durchgeführt, das der Aufgabenstellung aus der Stellenanzeige sehr ähnelte? Das kannst du hier erwähnen. Nenne auch deine Zusatzqualifikationen, insoweit sie hier helfen könnten. Perfekt ist es, wenn du sie mit Beispielen untermauern kannst, wenn sie schon einmal hilfreich waren. Auch einzelne Höhepunkte deines Lebenslaufs kannst du hier noch einmal hervorheben – aber Achtung: Was auch immer du im Motivationsschreiben erwähnst, solltest du aus dem Anschreiben löschen. Es gilt also, die richtige Balance zu finden. Hattest du beim Verfassen des Anschreibens immer Probleme, dich auf eine Seite zu beschränken, bekommst du nun den Platz, den du brauchst.
Rundherum fähig
Die berühmten Soft Skills kannst du im Motivationsschreiben ebenfalls angeben. Aber pass hier ein bisschen auf, dass du nicht in langweilige Paraphrasen verfällst. Dass du umgänglich und kollegial bist, ist keine Erwähnung in der Bewerbung wert. Hast du spezielle Fähigkeiten, kannst du sie gern nennen. Am besten gibst du auch Beispiele dafür, dass und wie sie gewirkt haben: Hast du durch deine motivierende Art den Ehrgeiz deiner Mitarbeiter angestachelt und die Leistung erhöht? Perfekt – das solltest du natürlich erwähnen. Hat man dich gern als Mediator herangezogen? Das gehört auch in das Motivationsschreiben. Alles, was deine möglichen zukünftigen Arbeitgeber überzeugen könnte, dass du dem Unternehmen guttust, solltest du hier angeben. Kurz und knapp, ohne großes Drumherum.
Ein paar erklärende Sätze
Hast du Lücken im Lebenslauf, die du nicht mit zwei oder drei spröden Worten füllen möchtest, kannst du sie im Motivationsschreiben genauer erklären. Allerdings solltest du hier aufpassen, was du schreibst: Dass du nach deinem Abschluss erst einmal keine Job gefunden hast und stattdessen zeitraubende Onlinespiele gespielt hast, solltest du für dich behalten. Hast du aber beispielsweise eine Weltreise gemacht und dich mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten, kannst du das hier erklären: Es zeigt, dass du einen breiten Erfahrungshorizont hast und mutig und flexibel bist. Warst du länger krank, kannst du das auch erklären. Ein Hinweis auf deine vollständige Gesundung sollte diesen Absatz abschließen.
Trümpfe ausspielen nach Recherche
Hast du eingehend über das Unternehmen recherchiert, fallen dir sicher viele Punkte ein, die deine Motivation stützen, dich ausgerechnet auf diesen Job zu bewerben. Um hier mit deinem Wissen punkten zu können, ist das schlichte Anschreiben tatsächlich zu kurz. Stattdessen kannst du alles Wichtige im Motivationsschreiben unterbringen. Aber sei vorsichtig: Ermüde den Personaler nicht durch einen langen Textblock. Schreib in kurzen, verständlichen Sätzen und ohne Schnörkel. Bring deine Meinung schnell auf den Punkt.
Gibt es Muster für Motivationsschreiben?
Jein. Das heißt, es gibt Muster, allerdings solltest du dies Schreiben besser selbst aufsetzen. Diese eine Seite sagt eine Menge über dich aus, darum solltest du sie relativ frei verfassen. Am besten ist es, wenn du für das Motivationsschreiben dieselbe Schriftart und Schriftgröße wählst wie für das Anschreiben und den Lebenslauf. Mit einer anderen Schriftart und -größe wirkt die Bewerbung sonst schnell chaotisch und unruhig.
Ansonsten orientiere dich daran, was du über Schriftliches weißt: Ein langer Block ohne Absätze animiert nicht gerade zum Lesen. Vor allem, wenn man wie die Personaler nur etwa zwei bis vier Minuten Zeit pro Bewerbungsmappe hat. Schreib also deine Informationen in kurzen, leicht verständlichen Sätzen mit Zwischenüberschriften und Absätzen nieder. So wächst die Chance, dass der Personaler einen zweiten Blick riskiert, durch die Überschriften neugierig wird und sich später an dich erinnert.
Ist ein Motivationsschreiben immer eine gute Idee?
Wenn in einer Stellenanzeige nicht explizit um ein Motivationsschreiben gebeten wird, solltest du überlegen, ob es sich für dich lohnt: Hast du genügend spannende Informationen, die du hineinschreiben kannst und die du nicht auch in das Anschreiben fließen lassen kannst? Unter Umständen können ein sehr kurzes Anschreiben und ein mageres Motivationsschreiben nämlich eher albern aussehen, als dass sie für dich sprechen. In diesem Falle solltest du einfach ein ansprechendes Anschreiben verfassen, alles Wichtige hier hineinbringen und auf das Motivationsschreiben verzichten.
Wird in der Stellenanzeige nicht ausdrücklich um ein Motivationsschreiben gebeten, kann es sogar sein, dass du dir eine Grube gräbst, wenn du trotzdem eines beifügst. Da es sich um die berühmte dritte Seite handelt, findet der unter Zeitdruck stehende Personaler sie unter Umständen gar nicht: Empfindet er nach einem raschen Überfliegen dein Anschreiben als zu wenig aussagekräftig, blättert er vielleicht nicht weiter und übersieht daher die wichtige Seite. So wäre dein sorgfältig zusammengestelltes Schreiben nicht nur überflüssig, sondern sogar kontraproduktiv.
Vier Augen sehen mehr als zwei
Ehe du die Bewerbung abschickst, solltest du Freunde oder Verwandte bitten, sie zu lesen. Sie können dir sagen, ob dein Motivationsschreiben angenehm zu lesen ist oder ob es vielleicht schon wegen seiner äußeren Form ungelesen bleibt. Besonders wichtig ist es auch, dass dieses Schreiben keine Rechtschreibfehler aufweist: Es soll etwas über dich als Person und zukünftigen Angestellten aussagen, und Rechtschreibfehler sind für viele Personaler ein K.-O.-Kriterium. Da sich nach langer Bearbeitungszeit oftmals Betriebsblindheit einstellt, solltest du auf jeden Fall auf (Online-) Rechtschreibprogramme zurückgreifen.