Die Deliktdynamik soll ein Verständnis dafür erbringen, wie es zu der Straftat hat kommen können, also über die Motivlage aufklären. Sie erklärt sich anhand von prognostischen Syndromen, also mehreren vorliegenden Krankheitszeichen.
Beruf als Forensischer Psychiater - Arbeiten im Medizin
Der Mordprozess gegen den mutmaßlichen Täter läuft an und nicht nur die lokalen Medien schreiben seit Tagen über den „skrupellosen Mörder“ und nichts anderes. Die Öffentlichkeit ist dementsprechend aufgebracht und wartet auf eine harte Strafe. Für die Urteilsverkündung aber sind nicht nur die Tatwaffe und ein Schuldeingeständnis entscheidend. Bei schweren Gewaltdelikten kommt immer die Frage auf – schuldfähig: Ja, nein oder vermindert? Im Beruf forensischer Psychiater setzt du dich mit den Angeklagten auseinander, erforschst die Hintergründe und Motive der Tat, egal ob Gewalt- und Sexualdelikt oder Drogenmissbrauch. Du untersuchst mögliche Persönlichkeitsstörungen sowie Suchtverhalten und erstellst anhand deiner persönlichen Erfahrung und Expertise ein Gutachten. In den Gerichtsverhandlungen argumentierst du gegenüber Richtern und Staatsanwälten deine Meinung bezüglich der Schuldfähigkeit. Im Beruf als forensischer Psychiater trägst du eine große Verantwortung, denn dein Gutachten entscheidet mit, ob die Person ins Gefängnis kommt oder aber im Maßregelvollzug therapiert wird.
Spezialisierungen
Forensische/r Psychiater/inArbeitsalltag und Aufgaben als Forensischer Psychiater

Die Gutachten laufen grundsätzlich nach einem bestimmten Arbeitsschema ab. Zu allererst bekommst du Akten über den Fall. Im Voraus machst du dir ein Bild über die Straftat und die Umstände. Danach führst du oftmals in mehreren Sitzungen Gespräche mit den Beschuldigten und versuchst, ihre Vergangenheit zu beleuchten und das Motiv zu entschlüsseln. Dazu durchleuchtest du die Persönlichkeit, findest Zusammenhänge mit der frühen Kindheit sowie akute Probleme und Belastungen zum Tatzeitpunkt. Die Gespräche können an verschiedenen Orten stattfinden, beispielsweise im Gefängnis, bei dem Beschuldigten zuhause, in einer Praxis oder Klinik. Während des Gutachtens bist du auch immer auf die Lektüre von Fachliteratur und -zeitschriften angewiesen, um den aktuellen Stand der Forschung zu verfolgen.
Während der Inhaftierung oder dem Maßvollzug bist du dann für Gefährlichkeitsprognosen zuständig und erstellst ein Gutachten darüber, inwiefern der Straftäter in Zukunft rückfällig oder gefährlich werden könnte.
Anstrengender wird es im Beruf als forensischer Psychiater dann, wenn die Angeklagten die Tat bestreiten oder dir nichts erzählen wollen. Genauso ist es auch, wenn die Testierfähigkeit einer Person geprüft werden soll, die bereits verstorben ist. Wird dem Großvater unterstellt, dass er zum Zeitpunkt des Testaments bereits unter starker Demenz litt, dann musst du andere Quellen bemühen, etwa alte Krankenakten oder weitere Zeugenaussagen, um Hypothesen aufzustellen.
Die komplexen Zusammenhänge und multiplen Faktoren, die die Psyche eines Menschen beeinflussen, sind oft schwer nachzuvollziehen. Daher empfiehlt es sich, im Zweifel eine zweite Meinung einzuholen. So kannst du in einer Supervision deines Gutachtens andere Psychiater und Psychologen zu Rate ziehen. Diese können interne oder externe Experten sein. Es gibt auch die Möglichkeit, dein Gutachten in Hochschulseminaren vorzustellen und zu diskutieren.
Voraussetzungen für den Beruf Forensischer Psychiater
Der Weg bis in den Beruf als forensischer Psychiater führt über das gewöhnliche Medizinstudium mit einer anschließenden Facharztausbildung (Psychiater, Psychotherapeut, Neurologe), die zwischen fünf und sechs Jahre andauert. Danach ist eine weitere Zusatzausbildung in einer forensischen Klinik erforderlich. Diese dauert weitere zwei Jahre. Die lange Ausbildungsdauer ist jedoch deshalb sinnvoll, da du für deinen Beruf über diesen Zeitraum angelernt wirst und deine Arbeitsergebnisse kontrolliert und diskutiert werden. Für das Zertifikat musst du 240 Stunden theoretische Ausbildung, 70 supervidierte Gutachten und ein Jahr praktische Fortbildung in einer Klinik des Maßregelvollzugs oder einer stationären Therapieeinrichtung vorweisen. Das alles kannst du allerdings frühestens zwei Jahre nach der Anerkennung zum Facharzt beginnen.
Vorteilhaft für deine spätere Arbeit im Beruf als forensischer Psychiater sind grundlegende psychologische und psychotherapeutische Kenntnisse ebenso wie möglichst viel Behandlungspraxis bzw. Erfahrung im Umgang mit Patienten. Rechtliche Kenntnisse, um vor Gericht ein gutes Bild abzugeben, zahlen sich aus. All das lernst du Schritt für Schritt während der Ausbildung. Nebenher Fachzeitschriften zu lesen und dich aktiv weiterzubilden schadet nicht.
Darüber hinaus solltest du für den Beruf forensischer Psychiater weitere Fähigkeiten und Charaktereigenschaften mitbringen. Im Umgang mit den Angeklagten solltest du sehr geduldig sein und ein ernsthaftes Interesse daran haben, ihre Geschichte und Hintergründe zu verstehen. Offenheit gegenüber ihren Motiven ist sehr wichtig, dabei solltest du allerdings niemals naiv werden, sondern eine gesunde Skepsis bewahren. Es gibt schließlich immer wieder Täter, die versuchen, ihre Straftaten zu bagatellisieren oder den Gutachter dahingehend beeinflussen wollen, dass er auf eine verminderte Schuldfähigkeit plädiert, damit der Richter das Strafmaß mildert. Bei jedem Gutachten musst du dir darüber bewusst sein, welche Verantwortung du trägst. Auf deine Expertise im Beruf forensischer Psychiater legen die Juristen viel Wert, deshalb bestimmst du das Schicksal des Angeklagten in hohem Maße mit. Allerdings betrifft dein Fachurteil auch die öffentliche Sicherheit, wenn es um gewalttätige Straftäter geht, bei denen du etwas zur Entlassungsmöglichkeit sagen sollst.
Wenn es für dich vor Gericht geht, dann musst du Stärke beweisen. Dein Gutachten mitsamt aller Expertise zusammenzustellen, ist das eine. Das andere ist, deine Thesen glaubhaft und argumentativ vor zum Teil fachfremdem Publikum zu präsentieren. Nicht selten kann es passieren, dass du von Anwälten verbal angegriffen wirst, denen dein Gutachten einen Strich durch die Rechnung macht. Dabei machen sie auch vor hochrangigen Experten nicht Halt und erst recht nicht vor blutjungen Anfängern. Hier gilt es, Selbstbewusstsein zu beweisen und sich nicht verunsichern zu lassen. Wenn du dein Gutachten gut verständlich, also in einfacher Sprache präsentierst, nimmst du schon vielen Leuten den Wind aus den Segeln. Während eines Prozesses kann es vorkommen, dass verschiedene Parteien an dich herantreten und dich in deiner Entscheidung beeinflussen wollen. Der Beruf forensischer Psychiater setzt allerdings ein hohes Maß an Unabhängigkeit voraus, damit du dich nicht von den Betroffenen, Richtern, Anwälten, den Medien oder dem öffentlichen Druck in deiner Entscheidung manipulieren lässt. Gleichzeitig solltest du trotz teils heftiger Straftaten wertneutral an die Gespräche herangehen.
Es ist außerdem wichtig, trotz der intensiven Gespräche eine professionelle Distanz zu den Angeklagten zu wahren. Bei vielen Sitzungen kann eine Patienten-Therapeuten-Beziehung entstehen, die einen mehr oder minder bewusst in seiner Entscheidung beeinflusst.Spezialisierungsmöglichkeiten
Im Beruf als forensischer Psychiater kannst du dich in gewissem Maße spezialisieren. In erster Linie unterscheidet sich deine Arbeit anhand deines Arbeitsplatzes, also einer Klinik, Gefängnis, Kriminalpolizei oder als niedergelassener Psychiater. Überall wirst du jedoch Gutachten erstellen. Diese reichen vom Sozial-, über das Familien- und bis hin zum Strafrecht. Darüber hinaus gibt es Glaubhaftigkeitsgutachten, sowie Gutachten zur Geschäftsunfähigkeit und zur Gefährlichkeitsprognose. Du kannst dich natürlich auf ein bestimmtes Feld spezialisieren. Du kannst eigene Gutachten verfassen, andererseits kann dein Job als forensischer Psychiater auch so aussehen, dass du dich auf die Kontrolle von anderen Gutachten spezialisierst
In einer Klinik werden Patienten auch betreut und behandelt. Mit deiner medizinischen Grundausbildung bist du im Beruf forensischer Psychiater auch für die Medikation zuständig und kannst später in der Klinik die Abteilungsleitung oder Klinikdirektion übernehmen. Bis dahin ist es allerdings ein langer Weg, der einiges an Berufserfahrung voraussetzt.
Forensische Psychiater gibt es ebenfalls an Hochschulen oder in Instituten. Die Anzahl ist jedoch arg beschränkt. Das liegt vor allem daran, dass die forensische Psychiatrie ein junges medizinisches Fach- und Forschungsgebiet ist, das sich allerdings im Aufschwung befindet. Die Stellen an Hochschulen sind derzeit noch selten. Neben den Universitäten kannst du auch Kurse und Seminare für Polizeiauszubildende und Kriminalbeamten geben.Spezialisierungen
Forensische/r Psychiater/inDie oben genannte Persönlichkeitsstörung (HPS) ist definiert durch ein egozentrisches und theatralisches Verhalten. Die Patienten zeigen eine übertriebene Emotionalität, plötzliche Gefühlsschwankungen und ein Verlangen nach Aufmerksamkeit.
Ein Gutachten zur Gefährlichkeitsprognose dient dazu, das Gefährdungspotential von Straftätern einzuschätzen. Von ihr hängt ab, welche Maßnahmen durchgeführt werden, ob die Strafe zur Bewährung ausgesetzt oder wie der Angeklagte untergebracht werden soll.
- Allgemeine Psychiatrie
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- Selbstständigkeit
- Skepsis und Selbstkritik
- Selbst- und Verantwortungsbewusstsein