Karriere und Weiterbildung als Facharzt Humangenetik
Deine Karrierechancen als Facharzt für Humangenetik sind momentan eher schwierig. Das liegt nicht nur daran, dass es nur wenige Stellen für viele Bewerber gibt, sondern auch an der Tatsache, dass immer mehr Ärzte anderer Fachbereiche, zum Beispiel der Gynäkologie, im wahrsten Sinne des Wortes zu kleinen Humangenetikern in ihrem eigenen Fachbereich mutieren. Wenn du deine Facharztausbildung jedoch erst einmal abgeschlossen hast, kannst du bereits fünf Jahre Berufserfahrung nachweisen und dich zum Beispiel auch auf eine Stelle als Ober- oder Chefarzt bewerben kannst.
Chefarzt an einer Klinik zu sein, ist als Humangenetiker ein großer Karrieresprung, jedoch eine absolute Seltenheit. Nur wenige Humangenetiker arbeiten überhaupt im Krankenhaus. Die meisten sind an Universitäten tätig. Hat man sein Gehalt und seine Karriere als Facharzt für Humangenetik erfolgreich aufgebessert, so ist man wahrscheinlich ein Vorsitzender in der Ärzte- oder Ethikkommission oder hat einen Lehrstuhl an einer Universität inne.
Als Humangenetiker solltest du in allen Teildisziplinen der Humangenetik fit sein. Egal ob du als niedergelassener Humangenetiker in einer Praxis arbeitest oder eine Stelle an einer Universität hast. Trotzdem haben gerade Universitäten Zentren, die in der Regel auch überregional für ihre Spezifikation bekannt sind. Du hast also durchaus die Möglichkeit, fachbezogene Subspezialisierung zu machen. Das heißt, wenn du zum Beispiel deine Facharztausbildung in der Humangenetik gemacht hast, könntest du dich beispielsweise in den Bereichen Zytogenetik, humangenetische Beratung oder Onkologie spezialisieren.
Karrierepfad als Facharzt/-ärztin für Humangenetik

Klinische Genetik
In der klinischen Genetik führst du als Humangenetiker entweder genetische Familienberatungen oder individuelle genetische Beratungen durch. Dabei ist in der Familienberatung die Gesundheit zukünftiger Kinder das zentrale Thema. Die häufigsten Probleme dabei sind Fertilitätsstörungen, Blutsverwandtschaft der Partner oder die Angst, dass das mit einer Krankheit, Fehlbildung oder einem Entwicklungsrückstand geboren wird. Bei der individuellen genetischen Beratung geht es um eine Erkrankung oder ein Erkrankungsrisiko des Ratsuchenden selbst. Die Problemstellungen, die hier am häufigsten vorkommen, sind Chromosomenaberrationen oder Leiden, die auf der Mutation eines Gens beruhen.
NeurogenetikMit einer Karriere als Facharzt für Humangenetik beschäftigst du dich in der Molekulargenetik mit der Erforschung und Untersuchung der genetischen Ursachen neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen und deren Vererbung. Dabei kommen im Allgemeinen zwei Typen neurogenetischer Erkrankungen infrage. Typ 1 entsteht durch direkte Fehlfunktion derjenigen Gene, die im Ektoderm exprimiert werden, wohingegen sich die Erkrankungen von Typ 2 indirekt über Mutationen in Genen, die nicht im Nervensystem exprimiert werden, wie z.B. metabolische Erkrankungen mit neurologischen Manifestationen, manifestieren.
Zytogenetik
In der Zytogenetik führst du Pränataldiagnostik sowie Postnataldiagnostik. Bei pränataldiagnostischen Methoden, also den Untersuchungen vor der Geburt eines Kindes, führst du Chromosomenanalyse aus Chorionzotten, Amnionzellen und Nabelschnurblut. Die Postnataldiagnostik, die Methoden zu Untersuchgen des Kindes nach der Geburt, umfasst die Untersuchung von kultivierten, peripheren Blutlymphozyten und Abortgewebe.
ReproduktionsgenetikAls Experte in der Reproduktionsgenetik hilfst du ungewollt kinderlosen Paaren, sich den Wunsch von Nachwuchs doch erfüllen zu können. Du führst gynäkologische, endokrinologische, andrologische sowie meist auch genetische Untersuchung beider Partner durch. Einer der häufigsten Gründe für weibliche Infertilität sind hormonelle Störungen, die beispielsweise durch große Gewichtsveränderungen innerhalb kurzer Zeit oder starken körperlichen Belastungen verursacht werden können. Männliche Infertilität findet seinen Ursprung hingegen meist in der mangelhaften Produktion von Spermien.
Onkologie
Wenn du dich in deiner Karriere als Facharzt für Humangenetik für die Onkologie interessierst und dort beispielsweise auch Gynäkologen weiterbildest, unterscheidest du zwischen erblichen und erworbenen Tumorerkrankungen. Erbliche Tumorerkrankungen weist du dann meist durch eine direkte Diagnostik aus einer Blutprobe nach, da das betroffene Gen in fast allen Fällen bereits bekannt ist. Bei den erworbenen Tumoren, die über 95% aller Krebserkrankungen ausmachen, ist eine Analyse von zellulärem Tumormaterial, wie beispielsweise Körperflüssigkeiten, notwendig, um eine Aussage über die genetischen Veränderungen der Tumorzellen treffen zu können.
Abstammungsanalysen
Arbeitest du besonders häufig und gerne im Bereich der Abstammungsanalysen, kannst du beispielsweise herausfinden, ob jemand wirklich der leibliche Vater oder die leibliche Mutter eines Kindes ist. Die Genotypisierung ist als Beweismittel in der Forensik zugelassen und auch bei Abstammungssanalysen weltweit anerkannt. Am häufigsten beschäftigst du dich mit Triofällen, Defiezienzfällen und Zwillingsanalysen. Im Triofall analysierst du drei Personen, dies können Mutter, Vater und Kind sein, um festzustellen, ob der potenzielle Vater/die potenzielle Mutter wirklich ein leiblicher Elternteil des Kindes sind. Der Defizienzfall untersucht nur zwei Personen und kann Verwandtschaftsverhältnisse mit hoher Sicherheit ausschließen. Die Zwillingsanalyse kann theoretisch bereits während der Schwangerschaft feststellen, ob es sich um ein- oder zweieiige Geschwister handeln wird; dafür gibt es allerdings (in Deutschland) in aller Regel keine medizinische Indikation.
Beruf als
Facharzt/-ärztin für Humangenetik